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Verfasst am 03.03.2021 um 11:25 Uhr

Aus Erfahrung gut!  Die Marke „Kleingarten“    

Von Thomas Kleinworth    

In seiner über 200-jährigen Geschichte hat das Kleingartenwesen sehr viel erlebt und durchgemacht. Immer war der Kleingarten ein Rückzugsort und gerade in Krisenzeiten gefragt. Die Mitgliederzahlen schwankten, auch beeinflusst durch globale Ereignisse, und wiederholt wollten Städteplaner und Investoren unsere Kleingartenflächen bebauen. Das Kleingartenwesen war immer besonderen Bedingungen ausgesetzt, daran hat sich bis heute nichts geändert. Aber: Was ist so besonders an uns? Was ist heute unser Alleinstellungsmerkmal, und wie kann es uns helfen, das Kleingartenwesen erfolgreich in die Zukunft zu führen?


Um das zu beantworten, hilft es, das Kleingartenwesen einmal als „Marke“ zu betrachten. Es lohnt sich zu überlegen: Wie würden die Spezialisten aus dem „Marketing“ unseren „Markenkern“ fassen und (etwa mit einem Slogan) bewerben? Dabei möchten wir die ansonsten scharf davon abgetrennten Bereiche der Interessenvertretung, der Presse- und der Öffentlichkeitsarbeit auch als Formen eines an Politik und Öffentlichkeit gerichteten Marketings verstehen.


Gemeinsames Gärtnern
Beginnen wir bei der Frage des Alleinstellungsmerkmales – im Marketing: des UPS (engl. Unique Selling Proposition): Ein wichtiges Kennzeichen des Kleingartenwesens ist sicher das gemeinsame, vereinsgebundene Gärtnern. Das Land darf ausschließlich von Vereinen oder Verbänden gepachtet und an den Parzellennutzer weiterverpachtet werden. Nur so ist es uns möglich, organisiert in einem geschützten Raum gärtnern zu dürfen – geschützt durch gültige Verträge und durch ein eigenes Gesetz, das Bundeskleingartengesetz. 


Es gab Zeiten, da war den Politikern in Deutschland das Kleingartenwesen so wichtig, dass sie ein Gesetz zum Schutz der Kleingartenflächen verabschiedeten. So können die Kleingärtner heute für eine geringe Pacht dauerhaft ihr Land bestellen, Projekte durchführen, das soziale Miteinander leben und dabei auch noch Obst und Gemüse für den Eigenbedarf produzieren.


Begehrte Flächen

Dieser geschützte Raum ist sehr begehrt, nicht nur von Städteplanern und Investoren, sondern auch durch andere Gruppierungen, die diesen gesicherten Raum für dauerhaft angelegte Projekte – allerdings mit den Kleingärtnern zusammen – nutzen möchten. Dazu gehören Umweltorganisationen wie der NABU oder der BUND oder Schulen und Kindertagesstätten, die auf der Suche nach Schau- oder Lehrgärten sind.


Diese Begehrlichkeiten können wir für unsere Zwecke nutzen. Begehrte Dinge lassen sich gut „verkaufen“ oder eben „vermarkten“. So ist die Darstellung gemeinsamer Projekte mit anderen Gruppen sehr förderlich für eine positive Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Die Akzeptanz der Bevölkerung, besonders in der Nachbarschaft, im Wohnquartier, bei der Verwaltung, ist der beste Schutz, den wir uns wünschen können.


Soziales Miteinander

In unseren Vereinen gibt es Mitglieder aus weit über 100 verschiedenen Nationalitäten. Das gemeinsame Gärtnern stellt trotz Sprachbarrieren und unterschiedlichen Kulturen kein Problem dar. Im Gegenteil: Der Mehrwert für die Gemeinschaft durch die gesteigerte Sortenvielfalt der Kulturpflanzen, die Tipps und Tricks aus der alten Heimat, die weitergegeben werden, so wie die gemeinsam geernteten und verwerteten Ernteprodukte verbinden und stärken das Miteinander.


Das Anleiten neuer Gartenfreunde durch die Parzellennachbarn und/oder den Fachberater, die Unterstützung für die verdienten Mitglieder, die Hilfe bei der Gartenbewirtschaftung benötigen, ist in den Vereinen eine Selbstverständlichkeit. Ebenso ist die Altersstruktur sehr gemischt – ob kleine Kinder oder junggebliebene Alte – alle Altersgruppen nutzen unsere Gärten, um sich vom Alltagsstress zu erholen oder etwa das Miteinander zu pflegen.


Damit sich jeder Bürger, unabhängig von der Einkommenssituation, in jedem Ort der Republik eine Parzelle leisten kann, ist die Vergabe durch den Verein geregelt. Der soziale Charakter des Kleingartenwesens wird dadurch erhalten.


Wir sind ein Team!

Nicht immer für alle sichtbar sind die organisierten Strukturen im Kleingartenwesen der Grund dafür, dass es uns noch immer gibt. Vom einzelnen Mitglied und Pächter über die Ortsvereine, den Kreis-, Bezirks-, Stadt- oder Regionalverband und den Landesverband bis zum Bundesverband und zum Office International du Coin de Terre et des Jardins Familiaux sind wir eine große und starke Gemeinschaft – auch das ist ein Alleinstellungsmerkmal.


Mitglieder aus anderen Ländern mit einem lebendigen Kleingartenwesen oder anderen Gemeinschaftsgartenformen beneiden uns um diese Strukturen. So sind es die Dachverbände, die für jedes einzelne Mitglied Lobbyarbeit betreiben und an zuständiger Stelle Gehör finden. Und so sind es die Gartenfreunde, die mit gebündelter Energie den immer neuen Ansprüchen der Gegenwart begegnen.


Kleingärten als Marke

Nehmen wir die Slogans der Werbung zur Hand und betrachten wir unsere Alleinstellungsmerkmale, müssen wir feststellen: Es reicht locker, um eine Marke zu sein. „Aus Erfahrung gut!“ – Der bekannte Slogan könnte auch gut zu uns passen. „Freude am (Fahren) Gärtnern!“, entliehen beim Bayerischen Motorenhersteller, beschreibt unsere Leidenschaft zu 100 %. Mit „Entdecke die Möglichkeiten!“ lockt ein schwedischer Möbelkonzern tausende Menschen in seine Verkaufshäuser. Warum dann nicht: „Entdecke die Möglichkeiten der kleinen Gärten!“ Eine herrliche Aufforderung, die Menschen anspricht, die sonst vielleicht nicht motiviert wären, einen Garten zu pachten.


Kleingärten könnten eine positiv besetzte Marke sein, mit der wir unsere Interessen/unser Produkt in der Öffentlichkeit besser „verkaufen“ können. Passende Slogans würden wir mit unseren vielfältigen Alleinstellungsmerkmalen sicher viele finden. Nichts ist unmöglich – packen wir‘s an!


Thomas Kleinworth

Bundesfachberater und Mitglied des Presseausschusses 

des Bundesverbandes der Deutschen Gartenfreunde e. V. (BDG)


Webseite des BDG: www.kleingarten-bund.de


Der Textbeitrag erschien in der Verbandszeitschrift des BDG „Der Fachberater“, Nr. 1, Februar 2021, Seite 6-7, Verlag W. Wächter, und mit freundlichen Genehmigungen des BDG und des Autors hier bei den Berliner Gartenfreunden.



Fotos von oben nach unten: Fotolia, JVM, Pixabay