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Verfasst am 17.02.2021 um 15:00 Uhr

Waschbären sind hartnäckige Untermieter    

Wildtierexperte des Senats weist auf Fangverbot hin und rät zum Aussperren und Vergrämen   

Eine böse Überraschung werden in den bevorstehenden Wochen etliche Kleingärtner erleben, die nach kurzer Zeit der Winterruhe zurück in ihren Garten kommen: Nicht selten hat ein Waschbär die Gunst der Stunde genutzt und sich unterm Dach der vorläufig ungenutzten Laube eingenistet. Aber so niedlich der Kleinbär mit der weißgrauen Gesichtsmaske und der dunklen Augenbinde im Tierpark-Freigehege auch sein mag – im Garten will ihn niemand haben.


Nicht nur, dass Waschbären – einmal eingezogen – nicht mehr so schnell zum Verlassen „ihres“ Dachkastens oder Schuppens zu bewegen sind und insbesondere über ihren Kot Krankheiten übertragen können. Auch als Nesträuber und wegen der vielen Schäden, die sie im urbanen Umfeld anrichten können, sind sie von Kleingärtnern und Eigenheimbesitzern in der Stadt nicht gern gesehen.


Bestand in Berlin deutlich gestiegen
Doch zu einer friedlichen Koexistenz mit dem kleinen Räuber gibt es keine Alternative, sagt Derk Ehlert. Der Wildtierexperte der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (SenUVK) bestätigt, dass der Waschbär-Bestand in Berlin in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen ist. Mindestens 1000 Tiere – wahrscheinlich aber sehr viel mehr – haben sich insbesondere in den Siedlungsbereichen und Kleingartenanlagen in Stadtrandlage eingerichtet.


Hotspots seien Spandau, Reinickendorf und das Wuhletal, aber auch aus Steglitz-Zehlendorf, Buckow, Rudow und Pankow gebe es immer wieder Hinweise auf den Besuch der ebenso possierlichen wie ungeliebten Gäste. Aber so sehr sie sich auch vermehren und so unerwünscht eine weitere Verbreitung der aus Nordamerika stammenden und damit invasiven Art auch ist – in Berlin dürfen Waschbären in Siedlungsgebieten weder gejagt noch gefangen werden, stellt Derk Ehlert klar. Gestattet sei lediglich, sie auszusperren oder zu vergrämen, sagt er und verweist auf eine Broschüre des NABU Berlin, in der „Gastgeber wider Willen“ nützliche Tipps erhalten, wie sie erreichen können, dass ihre ungebetenen Untermieter wieder den Rückzug von ihrem Grundstück antreten.


Mit Abwehrgürteln am Aufsteigen hindern

Als besonders probates Mittel führt Derk Ehlert sogenannte Abwehrgürtel um Bäume und Dachrinnen an, mit denen Waschbären, aber auch Steinmarder und andere Kletterer, am Aufsteigen in Baumkronen und Dachkästen gehindert werden können. Wichtig für den Erfolg dieser günstigen und leicht anzubringenden Vergrämungshilfe sei es jedoch, den Weg, den die Tiere für ihren Aufstieg nehmen, genau zu kennen. Wildtierkameras helfen dabei. Außerdem sollten erkannte Schlupflöcher dauerhaftverschlossen werden, damit kein anderes, bislang revierloses, Tier sich nun hier einrichten kann.


Das Fangen eines Waschbären, beispielsweise mit einer Falle, sei Derk Ehlert zufolge dagegen keine gute Idee. Abgesehen davon, dass das eine Straftat ist, habe eine solche Aktion – selbst in Größenordnungen – langfristig keine nachhaltig abnehmenden Auswirkungen auf den Bestand. Soll heißen, dass Populationsverluste in kurzer Zeit durch gesteigerte Fortpflanzung ausgeglichen werden. Die einzigen Faktoren, mit denen die ständig wachsende Waschbär-Population in Berlin reguliert wird, seien Krankheiten und ungünstige Witterungsverhältnisse. Beide sind durch den Menschen nur indirekt zu beeinflussen.


Reiches Nahrungsangebot ist eine Einladung

Den dritten Faktor, die Nahrung, hätten die Berliner und mit ihnen die Kleingärtner aber auch ein Stück weit selbst in der Hand, so Derk Ehlert: „Wenn Sie nicht dazu beitragen wollen, dass die Tiere Ihren Garten aufsuchen, kompostieren Sie keine Speisereste, sammeln Sie Fallobst auf, ernten Sie reifes Obst und nutzen Sie für Müll und Abfälle verschließbare Behälter“, rät der Experte. Je weniger sich die Welt der Waschbären und die der Menschen überlagerten, desto einfacher sei es, mit der Tatsache zu leben, dass der gesellige und äußerst findige Kletterer aus Amerika inzwischen längst seinen festen und wohl auch dauerhaften Platz in der Großstadt gefunden hat.


Elke Binas

Redakteurin „Berliner Gartenfreund“, Verlag W. Wächter


Download der Waschbär-Broschüre des NABU Berlin unter: https://berlin.nabu.de/Downloads/FG/waschbaer.pdf



Dieser Textbeitrag ist in der Februar-Ausgabe 2021 der Verbandszeitschrift "Berliner Gartenfreund" erschienen und mit freundlicher Genehmigung des Verlags W. Wächter auch hier. 


Fotos: Pixabay