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Verfasst am 05.07.2024 um 13:59 Uhr

Seien Sie kein Lichtverschmutzer!    

Ein wichtiges Thema hat Beate Kitzmann, Geschäftsführerin  des Naturschutz Malchow, in ihrem Editorial der Regionalausgabe Berlin der Verbandszeitschrift Gartenfreund, Juli 2024, übernommen: 

Weltweit nimmt künstliche Beleuchtung zu – auch der Nachthimmel wird damit immer heller und Sterne kaum noch erkennbar. Die Lichtverschmutzung, die jedes Jahr um bis zu zehn Prozent steigt, unterbricht die natürlichen Lichtzyklen, die im Laufe der Erdgeschichte weitgehend konstant waren. Der Rhythmus zwischen Tag und Nacht ist seit Millionen von Jahren der Takt und Zeitgeber für alle Organismengruppen auf der Welt. Licht ist eine Energie- und Informationsquelle für die gesamte belebte Natur.

Seit der Erfindung der Glühlampe in den 1880er-Jahren hat sich das Leben gravierend verändert. Einige Jahrzehnte reichten der Menschheit aus, um mit künstlichem Licht den Rhythmus der meisten Lebewesen, mitunter sogar ganzer Ökosysteme zu stören.


Auch auf den Menschen wirken sich Dauerbeleuchtung und permanente Nachtaktivität negativ aus. Haben Sie mal darüber nachgedacht, warum es derzeit eine wahre Welle von Melatonin-Präparaten gibt? Der Schlafrhythmus scheint erheblich gestört. Denn der Mensch ist von Natur aus tagaktiv, Licht ist der stärkste Taktgeber für unseren Tagesrhythmus. Kommt der Wechsel von Tag und Nacht durcheinander, kann das zu seelischen und körperlichen Erkrankungen führen.


Noch viel verheerender wirkt sich die allgegenwärtige Lichtverschmutzung auf die Tierwelt aus. Rund 30 Prozent der Wirbeltiere und 60 Prozent der Wirbellosen sind dämmerungs- und nachtaktiv und brauchen zwingend die volle Dunkelheit. Denn nur sie kann bei diesen Lebewesen bestimmte Aktivitäten auslösen. Durch künstliches Licht in der Nacht werden diese Artengruppen erheblich negativ beeinträchtigt. Denken Sie mal an die Scharen von Insekten, die Laternen und andere nächtliche Lichtquellen umschwärmen. Diese und viele andere Lebewesen sind in ihrem Biorhythmus gestört, werden von der Nahrungsaufnahme und der Fortpflanzung abgehalten.


Wie sieht es denn bei Ihnen im Garten aus? Stehen auch Solarlampen und andere Lichtquellen in der Nacht herum? Geringste Mengen an Licht können schon erhebliche negative Folgen für Tiere und Pflanzen haben. Dabei können und sollen gerade Kleingartenflächen wichtige Lebensräume für Vögel, Insekten und andere Tiere in der Großstadt sein. Das gelingt aber nur, wenn sie auch Inseln der Dunkelheit sind.


Natürlich verlangt niemand von Ihnen, dass Sie am späten Abend ohne Beleuchtung durch Ihren Garten stolpern. Auch auf eine gemütliche Runde vor der Laube bei Laternenschein müssen Sie nicht verzichten. Aber Sie sollten in Ihrem Garten sparsam mit Lichtquellen umgehen. Gerade das große Angebot an erschwinglichen Solarleuchten hat in den letzten Jahren auf mancher Parzelle zur gedankenlosen „Festbeleuchtung“ beigetragen. Solarleuchten sparen zwar Strom, gut für die Natur sind sie aber keineswegs.


Also: Licht aus, wo es nicht gebraucht wird! Die Natur lebt auf, und Sie können sich über mehr Arten in Ihrem Garten freuen.


Beate Kitzmann, Geschäftsführerin Naturschutz Berlin-Malchow


Dieser Textbeitrag ist als Editorial der Regionalausgabe Berlin der Verbandszeitschrift Gartenfreund im Juli 2024 erschienen, Herausgeber Landesverband Berlin der Gartenfreunde e. V. ,  und mit freundlicher Genehmigung der Autorin auch auf der Webseite des Landesverbandes, https://www.gartenfreunde-berlin.de/news/seien-sie-kein-lichtverschmutzer-/15288Foto: Pixabay